Eine wunderbare Geschichte: Fünf Jahre Kinderhaus (2007)

Herzlichen Dank den vielen Eichenauern, die geholfen haben, das Kinderhaus in Wischgorod zu errichten und weiterhin helfen, damit Kinder eine Heimat und einen Weg ins Leben finden können.

 

Magdalena Holzner vom Freundeskreis Wischgorod e.V. beschreibt in ihrem Reisebericht die wunderbare Geschichte.

 

Oktober 2002

Nach über einem Jahr Bauzeit war das Kinderhaus endlich bezugsfertig. Damals verbrachte ich mehrere Wochen in Wischgorod und drängte auf die offizielle Eröffnung des Hauses. Alles gestaltete sich so schwierig. Immer neue Auflagen wurden gemacht. Endlich stand doch eines Mittags ein alter kleiner Bus im Hof. Neun Kinder stiegen aus. Alle waren sie kahl geschoren, sahen sehr durchsichtig und verschüchtert aus und trugen ihre Habseligkeiten in Plastiktüten. Der Anfang war mühsam. Die Kinder hatten große Schwierigkeiten, sich an eine Ordnung zu gewöhnen und liefen weg, wenn es ihnen zu anstrengend wurde.

 

Oktober 2007

Das Bild hat sich völlig verändert. Ich begegne gesunden, gepflegten und ausgeglichenen Kindern. Ich spüre, sie fühlen sich zu Hause. Einige Kinder treffe ich im Gymnastikraum an, andere sitzen am Computer, wieder andere sind noch mit Hausaufgaben beschäftigt. Immer stehen welche dabei und interessieren sich, was andere gerade machen.

 

Mittlerweile leben 13 Buben und 8 Mädchen im Haus. Der Heimleiter Kolja Schadan ist "Vaterfigur" und tut alles, damit es "seinen" Kindern gut geht. Er hat inzwischen einige Sponsoren gefunden, die gelegentlich Grundnahrungsmittel vorbeibringen. Kartoffeln und Gemüse werden selbst angebaut.

 

Baufirmen spendeten im letzten Jahr so viel Material, dass ein weiterer Anbau errichtet werden konnte. Es gibt nun einen Arbeitsraum mit Computern, Nähmaschinen und Tischen für den Unterricht. Die Kinder sind im Dorf gut integriert. Die Schulleiterin lobt die gute Zusammenarbeit mit den Erziehern und die Leistungsbereitschaft der Kinder.

 

Fünf Jahre Kinderhaus

59 Kinder haben in dieser Zeit im Haus gewohnt, 35 Buben und 24 Mädchen. Davon wurden 15 Kinder in Familien adoptiert. 11 Jugendliche verließen das Haus, um sich weiterzubilden. Die meisten konnte der Heimleiter in einem College unterbringen. Dort durchlaufen sie eine Lehre oder bereiten sich auf den Besuch einer Universität vor. Sie kommen öfters zu Besuch ins Kinderhaus. Dort ist ihr Zuhause, ihre Familie.

 

Auch weiterhin soll das Kinderhaus unterstützt werden. Noch sind die Außenanlagen in schlechtem Zustand. Aber unsere eigentliche Sorge gilt den Kindern. Wir helfen im medizinischen Bereich und bei der Einzelbetreuung mancher Kinder. Ein Beispiel: Anja ist jetzt 13 Jahre alt. Mehrere Jahre lang ging sie nur sporadisch zur Schule. Die Eltern hatten sie und ihre Geschwister in einem entlegenen Dorf allein zurückgelassen. Anja bekam im letzten Jahr Einzelunterricht, konnte Klassen überspringen und denkt nun daran, Lehrerin zu werden. So wie Anja müssen oft Kinder erst wieder in eine ihrem Alter gemäße Klasse eingegliedert oder auf eine weitere Ausbildung vorbereitet werden.

 

Fünf Jahre Kinderhaus wird mit einem Fest gefeiert. Der Landrat und Damen aus der Verwaltung sind da. Der Empfang ist überaus herzlich, die Reden sind voll des Lobes über den hohen Standard des Hauses, die Arbeit des Heimleiters und der Erzieher und natürlich über die Unterstützung aus Eichenau. Das Haus habe Vorbildcharakter für die Ukraine, wird gerühmt. Es gibt großzügige Geschenke: einen Kühlschrank, einen Computer und für jeden Erzieher eine Extrazuwendung von 200 Griwna (knapp 30 Euro). Im Lehrerzimmer sind die Tische üppig und liebevoll gedeckt. Das ist ukrainische Tradition.

 

Für den Freundeskreis Partnerschaft Wischgorod e .V.
Magdalena Holzner

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